frauen/ruhr/geschichte versteht sich als Vernetzungsmedium. Hier werden die Veranstaltungen zur Frauen- und Geschlechtergeschichte des Ruhrgebiets angezeigt und archiviert, die im „News-Ticker“ auf der Startseite erscheinen.

Veranstaltungen

Neuerscheinung: Berta Schulz. Von der Wäscherin zur Reichstagsabgeordneten der SPD

Am 23. März 1933 schaffte sich die Demokratie selbst ab. Unter dem Druck der NSDAP stimmte der Reichstag für das „Ermächtigungsgesetz“, das den Übergang zur NS-Diktatur bedeutete. Die Abgeordneten der KPD waren bereits verhaftet oder untergetaucht. Allein die SPD unter ihrem Vorsitzenden Otto Wels verteidigte noch die Werte von Menschlichkeit und Demokratie: „Freiheit und Leben kann man uns nehmen, die Ehre nicht.“ Es waren die letzten freien Worte im Deutschen Reichstag.

Zu den 94 Reichstagsabgeordneten der SPD, die geschlossen gegen das Ermächtigungsgesetz stimmten, gehörte auch Berta Schulz aus Herne. Wer war diese Frau, die sich trotz der beängstigenden Atmosphäre mutig den Nationalsozialisten widersetzte?

Die Würdigung von Berta Schulz führt tief in die Geschichte der deutschen Sozialdemokratie. Sie erzählt von ihrem Ringen um gesellschaftliche Anerkennung als Proletarierin und als Frau. Sie erzählt von der Weimarer Republik, von ihrer demokratischen und sozialen Ausgestaltung und ihrer Zerstörung. Und sie erzählt vom Ruhrgebiet, in dem manches anders war als im Reich.

Veranstaltungen

Platz der Heinze-Frauen

Am Mittwoch, dem 8. März 2023, wurde der neue Platz der HeinzeFrauen gegenüber des Justizzentrums im Gelsenkirchen Ückendorf mit einem Fest der Öffentlichkeit übergeben. Der attraktive neue Stadtplatz wurde nach Ideen und Anregungen der Bürgerschaft gestaltet und konnte nach Abbruch der Gebäude Bochumer Straße 74 und 76 mit Mitteln von Bund und Land NRW aus dem Topf der Städtebauförderung realisiert werden.

Kein Zufall war es, dass die feierliche Eröffnung am Weltfrauentag stattfand. Der neue Platz verdankt seinen Namen den Mitarbeiterinnen des Gelsenkirchener Fotolabors Heinze, die in einem jahrelangen Rechtsstreit 1981 die gleiche Bezahlung wie ihre männlichen Kollegen erkämpften und so bundesdeutsche Geschichte schrieben.

Veranstaltungen

Ottilie Schoenewald

In der Reihe „Schaufenster Stadtgeschichte“ präsentiert das Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte einmal im Monat ein besonderes Dokument oder Objekt aus den Beständen des Stadtarchivs – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte.

Im März wird ein Brief von Ottilie Schoenewald an Dr. Josef Lossen (1947) präsentiert.

Ottilie Schoenewald gehörte in der Vorkriegszeit mit ihrem Ehemann, dem Rechtsanwalt und Notar Dr. Siegmund Schoenewald, zu den bekanntesten Persönlichkeiten Bochums. Sie war Mitglied des Stadtrats, Vorsitzende des Jüdischen Frauenbundes in Bochum und später sogar auf Reichsebene. Sie engagierte sich auch stark für die Rechte von Frauen in der Gesellschaft. Die zunehmende Diskriminierung und Verfolgung des jüdischen Paares durch die Nationalsozialisten mündete in der Emigration nach Holland, später nach England, wo Siegmund Schoenewald 1943 starb. Ottilie Schoenewald starb 1961 in Chicago.

Ottilie Schoenewalds Engagement galt stets ihren jüdischen Glaubensgenossen. Beispielhaft sei die Unterstützung der „Ostjuden“ genannt, die im Oktober 1938 aus dem Deutschen Reich nach Polen ausgewiesen wurden. Ottilie Schoenewald wurde von den Betroffenen um Rat gefragt und sie nahm maßgeblich die überhastete Vorbereitung der ersten Deportation Bochumer Juden in die Hand. Vergleichbare Berichte gibt es auch von anderer Seite, davon zeugt der Brief Schoenewalds an Dr. Josef Lossen, der „in den Schreckenstagen von 1938 (…) nicht nur ein Arzt für unsere körperlichen Leiden, sondern (…) uns durch Ihre Güte und Hilfe auch seelischen Trost gegeben“ hatte. Gemeint war sicherlich die Reichspogromnacht vom 9. November 1938, in der auch das Haus der Schoenewalds verwüstet worden war.

Ottilie Schoenewald schrieb diese Zeilen voller Dankbarkeit aus ihrem Exil in New York im Jahre 1947. Dr. Lossen war leitender Arzt am St. Josefs-Hospital in Bochum und hat offenbar, gemeinsam mit seiner Tochter und weiteren Mitarbeitern des Hospitals, trotz aller Gefahren durch das NS-Regime, den Mitgliedern der jüdischen Gemeinde Bochums unterstützend zur Seite gestanden.

Der Eintritt zu den Ausstellungen des Hauses ist frei.

Veranstaltungsort
Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Wittener Straße 47, 44789 Bochum
www.bochum.de/stadtarchiv

Veranstaltungen

Wupperfrauen

Seit einigen Tagen ist die Website https://wupperfrauen.de freigeschaltet.

Frauen tauchen in Wuppertal nicht auf oder gehen unter. Das wollen einige Frauen aus der Stadt ändern und Frauen in Wuppertal sichtbarer machen. Sie wollen Wuppertaler Frauen aus Kunst, Kultur, Politik, Sport, Wissenschaft, Forschung und Religion benennen und in einem virtuellen Stadtplan ausfindig machen, aufzeigen und etwas zu ihnen berichten.

Dafür kann man Biografien von verstorbenen und lebenden Wuppertalerinnnen und einen Stadtplan aufrufen, auf denen sich die Biografien verorten lassen.

Veranstaltungen

Ausstellung: Wut. Macht. Mut.

seit Sonntag, 23. Oktober 2022

Die zweite Frauenbewegung hat in den 1970er-Jahren zum ersten Mal Gewalt gegen Frauen, ausgeübt durch Männer, öffentlich thematisiert und Gegenstrategien entwickelt. Wir fragen uns, in welcher Weise diese Thematisierungen und die unterschiedlichen Strategien der Gegenwehr die heutigen Debatten um sexuelle/sexualisierte Gewalt beeinflussen.

Die Ausstellung und die Eröffnungsveranstaltung stehen im Zusammenhang mit dem derzeitigen Digitalisierungsprojekt von ausZeiten e.V. im Rahmen des Digitalen Deutschen Frauenarchivs DDF: „Wir machen draus ein Frauenhaus“ – Die Entstehung, Vernetzung und Arbeit der autonomen Frauenhausbewegung in NRW.

Veranstaltungsort
Stadtarchiv – Bochumer Zentrum für Stadtgeschichte
Wittener Str. 47, 44789 Bochum

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Uta C. Schmidt mit dem Titel „Aufmüpfige Frauen“ ausgezeichnet!

Stiftung vergibt Titel „Aufmüpfige Frauen“

Der Titel „Aufmüpfige Frauen“ der gleichnamigen Dortmunder Stiftung geht in diesem Jahr an eine Historikerin und an drei Medizinerinnen: Dr. Uta C. Schmidt, wissenschaftliche Mitarbeiterin der Koordinations- und Forschungsstelle des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW und Initiatorin dieser Website frauen/ruhr/geschichte, wird als „geschichtsbewusste Feministin“ ausgezeichnet.

Sylvia Groth, Kristina Hänel und Helga Seyler erhalten den Preis, weil sie „das Selbstbestimmungsrecht der Frauen zum §219a und §218 vertreten und die Kämpfe der Frauenbewegung fortgeführt haben“.

Die Stiftung Aufmüpfige Frauen vergibt seit 2006 alle zwei Jahre die mit 3.000 Euro dotierten Auszeichnung.

frauen/ruhr/geschichte gratuliert sehr herzlich der Kollegin Uta C.!

Infos: http://www.stiftung-aufmuepfige-frauen.de

Veranstaltungen

Vortrag: Frauen und Männer im Krieg. Europäische Erfahrungsgeschichten

Vortrag: Prof. Dr. Maren Röger, Universität Augsburg / Bukowina-Institut
Moderation: Dr. Andrea Genest, Leiterin der Mahn- und Gedenkstätte Ravensbrück, Fürstenberg/H.

Der Zweite Weltkrieg veränderte den Alltag der europäischen Bevölkerungen tiefgreifend. Millionen Frauen übernahmen weitere Rollen, sei es aus ökonomischem Zwang, aus Interesse an erweiterten Handlungsräumen oder politischem Willen. Sie leisteten Hilfsdienste in den Armeen oder kämpften mit der Waffe, auch in Partisanenbewegungen. Millionen Männer wurden in die kämpfenden Armeen eingezogen, wo spezifische Männlichkeitskulturen gepflegt wurden.

In ihrem Vortrag gab Maren Röger am Dienstag, 23. November 2021, einen Überblick über Erfahrungswelten der europäischen Bevölkerungen mit einem besonderen Fokus auf veränderten Geschlechterrollen sowie Erfahrungen sexualisierter Gewalt, die Frauen in unterschiedlichen Ländern machten.

Die Teilnahme wurde aufgezeichnet und kann abgerufen werden unter https://www.topographie.de/livestream/.

Vortragsreihe „Alltag unter deutscher Besatzung in Europa 1939–1945”, in Kooperation von Topographie des Terrors mit der Stiftung Denkmal für die ermordeten Juden Europas, konzipiert mit Prof. Dr. Tatjana Tönsmeyer, Historisches Seminar, Bergische Universität Wuppertal.

Veranstaltungen

Denkmal für Helene Wessel umstritten

Ausschreibung: Denkmal für Helene Wessel – Eine der vier Mütter des Grundgesetzes

Helene Wessel war eine von nur vier Frauen, die als Mitglieder des Parlamentarischen Rates im Jahr 1949 an der Erstellung unseres Grundgesetzes mitgewirkt haben.  Als einer dieser vier „Mütter“ des Grundgesetzes sollte ihr – auf Vorschlag des NRW-Heimatministeriums – ein Denkmal im Dortmunder Stadtgarten gesetzt werden.

Helene Wessel war zeitlebens eine überzeugte Pazifistin und kämpferische Demokratin. Das Denkmal soll so zum einen an die historischen Leistungen einer beeindruckenden Frau erinnern, gleichzeitig aber auch Mahnung in unserer heutigen Zeit der Demokratiegefährdung und Politikverdrossenheit sein.

Doch nun ist die Denkmalsetzung umstritten, denn die Fürsorgerin Helene Wessel hat nicht nur die Grundlagen heutiger Gleichstellungspolitik im Grundgesetz gelegt, sondern zugleich auch in Fürsorgefragen umstrittene eugenische Positionen vertreten.

Weitere Informationen hier.

Veranstaltungen

Neuerscheinung: Das Patriarchat der Dinge

Rebekka Endler: Das Patriarchat der Dinge. Warum die Welt Frauen nicht passt, Dumont Verlag, Köln 2021, 336 Seiten, ISBN 978-3-8321-8136-9, 22,00 €

WIE FÜR MÄNNER GEMACHTES DESIGN UNSER LEBEN BESTIMMT

Unsere Umwelt wurde von Männern für Männer gestaltet. In ›Das Patriarchat der Dinge‹ öffnet Rebekka Endler uns die Augen für das am Mann ausgerichtete Design, das uns überall umgibt. Und sie zeigt, welche mitunter lebensgefährlichen Folgen es für Frauen hat. Unsere westliche Medizin ist beispielsweise – mit Ausnahme der Gynäkologie – auf den Mann geeicht: von Diagnoseverfahren und medizinischen Geräten bis hin zur Dosierung von Medikamenten. Aber auch die Dummys für Crashtests haben den männlichen Körper zum Vorbild – und damit das ganze Auto samt Airbags und Sicherheitsgurten. Der öffentliche Raum ist ebenso für Männer gemacht: Architektur, Infrastruktur und Transport, sogar die Anzahl öffentlicher Toiletten oder die Einstellung der Temperatur in Gebäuden.

Wer überlebt einen Herzinfarkt? Wer friert am Arbeitsplatz und für wen ist er gestaltet? Für wen sind technische Geräte leicht zu bedienen? Für wen ist das Internet? Das Patriarchat ist Urheber und Designer unserer Umwelt. Wenn wir uns das bewusst machen, erscheinen diese Fragen plötzlich in einem neuen Licht.

Leseprobe

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Künstlerische Recherche-Residenz zu Fasia Jansen: Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz

Nach einem Juryentscheid am 30. Juli 2020 sind Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz vom Internationalen Frauenfilmfestival Dortmund | Köln und Interkultur Ruhr zu einer zweimonatigen Recherche-Residenz eingeladen worden. Die Ergebnisse aus ihrer Beschäftigung mit der verstorbenen Aktivistin und Liedermacherin Fasia Jansen aus Oberhausen werden im Frühjahr 2021 im Rahmen des Internationalen Frauenfilmfestivals in Dortmund präsentiert.

Die Kunst- und Kulturproduzentinnen Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz werden mit einer Schwarzpositionierten künstlerisch-kulturhistorischen Recherche Fasia Jansens Leben und Wirken in Zusammenhängen der regionalen, aber auch der globalen Schwarzen Bewegung untersuchen. “Der Großteil der bereits entstandenen Recherchen, Bücher, Filme und Archive zu Fasia Jansen wurde von weißen Autor*innen verfasst und gesammelt. Dies spiegelt sich in dem Diskurs um Fasia Jansen wider: So wird beispielsweise nur beiläufig auf das bis jetzt wenig recherchierte Netzwerk Schwarzer Akteur*innen, das sie im Ruhrgebiet, aber auch international umgab, eingegangen,” heißt es in ihrem Bewerbungsschreiben. „Als Schwarze deutsche Kunstschaffende und Aktivistin nimmt Fasia Jansen, die sich weltweit insbesondere für Frauenrechte und Frieden eingesetzt hat, eine einzigartige Position in der Geschichte des Ruhrgebiets und Deutschlands ein.“

“Wir sind froh, mit Princela Biyaa und Marny Garcia Mommertz Residentinnen gefunden zu haben, die sich als kritische Erbinnengemeinschaft verstehen. Sie wollen bisher unsichtbare soziopolitische Einbindungen von Fasia Jansen untersuchen und ihre Geschichte auf selbststärkende Potentiale für Schwarze Bewegungen des heutigen Ruhrgebiets hin untersuchen”, so die fünfköpfige Jury, bestehend aus Betty Schiel (IFFF Dortmund | Köln), Ella Steinmann (Theater Oberhausen), Eva Busch (atelier automatique), Maxa Zoller (IFFF Dortmund | Köln), Johanna-Yasirra Kluhs (Interkultur Ruhr).

Über die Residentinnen:

Princela Biyaa lebt seit über 8 Jahren im Ruhrgebiet. Wichtige Schritte zur Unterstützung der Sichtbarmachung Schwarzer Perspektiven, dem Diskurs deutscher kolonialer Vergangenheit und postkolonialer Gegenwart im Ruhrgebiet waren für sie die Mitbegründung der PoC Gruppe Bochum/Dortmund und des Postkolonialen Lesekreises der PoC AG an der TU Dortmund. Neben ihrem Engagement und Forschungen im akademischen Kontext ist sie seit mehreren Jahren im aktuellen Diskurs um die Anerkennung postmigrantischer Perspektiven und (Mehrfach)Zugehörigkeiten aktiv. Diesbezüglich ist sie in verschiedenen sozialen Projekten tätig, wie z.B. Projekt Ankommen e.V. und Familienzukunft. Derzeit konzipiert sie eine Workshopreihe zum Thema „Self Care and Community Care” für den vkii und arbeitet als Kuratorin an dem Projekt “Du denkst, du kennst Dortmund” (Arbeitstitel), welches lokalen Kunst- und Kulturschaffenden Akteur*innen der Nordstadt Gehör und Sichtbarkeit geben wird. Ab Juli 2020 arbeitet sie als Bildungsreferentin des Kompetenzzentrums Anti-Schwarzer Rassismus bei Each One Teach One e.V..

Marny Garcia Mommertz hat 2018 in Den Haag den Verein Afro Student Association mitgegründet, um mit internationalen Schwarzen Studierenden eine geschütztere Plattform des Austausches zu bilden und sich für positive Selbstrepräsentation von und für Schwarze im Stadtbild einzusetzen. Durch längere Aufenthalte in der Karibik, Südamerika, Nordamerika, Europa und Westafrika hat sie ein sich ständig erweiterndes globales Verständnis von Schwarzsein. So absolvierte sie zum Beispiel ein Praktikum bei der Bürger*innenrechtsbewegung Y’En A Marre in Dakar (Senegal) mit den Zielen, Strategien der Mobilisierung Schwarzer Menschen kennenzulernen und ihr Netzwerk zu erweitern. Als freie Mitarbeiterin am Goethe-Institut Salvador-Bahia betreute und unterstütze sie u.a. internationale Kunstschaffende der Künstler*innenresidenz Vila Sul. Durch die Arbeit mit internationalen Schwarzen Kunstschaffenden im Kontext der Stadt Salvador hat sie tiefe Einblicke in verschiedene Praktiken erworben, bei denen Selbstrepräsentation oder Aktivismus mit Kunst verwoben sind. Seit Januar 2020 arbeitet sie als kuratorische Assistenz beim Hartware MedienKunstVerein e.V. in Dortmund.

Beide Residentinnen sind Mitbegründerinnen der Association of Black Arti_ists, die die Selbstrepräsentation von Schwarzer Kunst und Künstler*innen in Europa stärken möchte.

www.interkultur.ruhr/kalender/juryentscheid-zur-kuenstlerischen-recherche-residenz-fasia-jansen