Sonntag, 14. September 2025, 15.00 Uhr
Tag des Offenen Denkmals
Bereits der Veranstaltungsort verweist auf die Deutsche Kaiserzeit: Otto von Bismarck war 1871 der wesentliche Initiator des Deutschen Kaiserreichs der Hohenzollern, das 1918 in der Novemberrevolution sein Ende fand, als Kaiser Wilhelm II. ins Exil nach Holland floh. Noch heute gibt es im Ruhrgebiet zahlreiche Zeugnisse dieser Epoche, vor allem Straßennamen, aber auch Hohenzollern- und Bismarck-Denkmäler. In der Christuskirche in Gelsenkirchen-Bismarck wird aktuell die Ausstellung „Preußens Gloria“ gezeigt, mit dem Untertitel „Protestantismus und Militarismus im Reich der Hohenzollern“. Der Vortrag von Thomas Parent (1983-2013 stellv. Direktor der LWL-Museen für Industriekultur) ergänzt diese Ausstellung.
Anders als Wilhelm II. verschwand seine Ehefrau Auguste Victoria nach dem Ersten Weltkrieg sehr schnell aus der öffentlichen Erinnerung. Schon vor dem Ende der Monarchie war sie als „Kirchen-Juste“ belächelt worden; ihre Hofdamen galten aufgrund ihrer öffentlich zur Schau gestellten Frömmigkeit als „Halleluja-Tanten“. Trotzdem lohnt sich eine Beschäftigung mit der Biographie der Monarchin, die in der Endphase des Kaiserreichs als „starke Frau“ die Politik ihres Ehemanns maßgeblich beeinflusste und ihn 1918 an einer rechtzeitigen Abdankung zugunsten des ältesten Enkelsohns hinderte. Eine solche Abdankung hätte vermutlich ein Weiterbestehen der Herrschaft der Hohenzollern – allerdings parlamentarisch kontrolliert – ermöglicht und der deutschen Geschichte vielleicht eine andere, positive Wendung gegeben.
Der Vortrag akzentuiert auch das soziale Wirken Auguste Victorias, die seit 1890 in Preußen den Bau von mehr als hundert protestantischen Kirchen angeregt und finanziell gefördert hat. Angegliedert waren Gemeindehäuser mit Sozialstationen, wo die Arbeiterfrauen eine verantwortungsbewusste Haushaltsführung und hygienische Säuglingspflege erlernen konnten. Zur Einweihung erhielt jede Gemeinde – auch in Gelsenkirchen – eine Altarbibel mit einem persönlichen Widmungsspruch. Die Kaiserin hat mehrfach das Ruhrgebiet besucht, vor allem die Krupp-Familie in Essen. In Marl, wo 2015 die Zeche „August-Victoria“ als zweitletztes Bergwerk im Revier die Förderung endgültig einstellte, steht eine Denkmal-Skulptur der Monarchin in der Fußgängerzone des Stadtteils Hüls.
Weitere Information: Förderverein der ev. Christuskirche Gelsenkirchen-Bismarck e.V., Bismarckstraße 292, 45889 Gelsenkirchen, Tel. 0209/3891951, info@foerderverein-christuskirche.de
Veranstaltungsort
Evangelische Christuskirche
Trinenkamp 46, Gelsenkirchen-Bismarck