CALL FOR PAPERS
Frauenbewegungen und Feminismen im kulturellen Gedächtnis
Die Geschichte aller Zeiten, und die heutige ganz besonders, lehrt: daß diejenigen auch vergessen wurden, welche an sich selbst zu denken vergaßen!“ Mit diesem Satz begann Louise Otto (1819–1895) die allererste Ausgabe ihrer „Frauen-Zeitung“ vom 21. April 1849. Sie forderte in einer damals drängenden Debatte über Frauenarbeit ihre Zeitgenossinnen auf, aktiv ihr Recht auf bezahlte Erwerbsarbeit einzufordern. Zugleich beinhaltet der Satz eine geschichtspolitische Dimension: die eigene politische Arbeit zu erinnern und im kulturellen Gedächtnis lebendig zu halten. Heute ist das politische „Wir“ fragmentiert und fluide. Die Anrufung von Frauen löst reflexartig Essentialismus-Vorwürfe aus.
Wie lässt sich dann an jene erinnern, die sich überall auf der Welt als Individuen und in Bewegungen politisch als Frauen auf den Weg machen, Sexismus, sexistische Ausbeutung und Unterdrückung zu beheben – im Bereich der Politik, der Bildung, der Ökonomie, des Rechts, der Kultur, der Familie? Kritische Geschichtsforschung verweist auf die Klassenspezifik vieler Narrative zu Frauenbewegungen und auf die ihnen innewohnenden Kolonialismen. Zugleich finden sich eine Vielzahl von Bewegungsgeschichten auf dem Buchmarkt und auch im Netz zirkulieren Herstories: Soziale Medien schaffen Möglichkeiten globaler Vergemeinschaftung über Frauengeschichten und der transnationalen Erinnerung an Pionierinnen in Politik, Gesellschaft, Wissenschaft, Kultur.
Das Themenheft lädt ein, sich mit Frauenbewegungen und Feminismen im kulturellen Gedächtnis zu befassen. Erwünscht sind ausdrücklich Beiträge, die dies in kulturell vielfältigen Kontexten des globalen Südens, Ostens und Nordens diskutieren. Eingeladen sind Beiträge aus der (historischen) Frauen- und Geschlechterforschung sowie der gendersensiblen Bildungs-, Bewegungs- und Gesellschaftsforschung, die sich mit kulturellem Gedächtnis, Frauenbewegungen, Feminismen und Erinnerungskultur befassen.
Mögliche Themen und Fragestellungen
• Wie kommen Frauenbewegungen und Feminismen in das kulturelle Gedächtnis – hier und anderswo auf der Welt?
• Welche Erinnerungsstiftungen können als Inspiration dienen?
• Wer kämpft(e) wie um Erinnerung und kulturelles Gedächtnis? Wer oder was gilt warum (nicht) als erinnerungswürdig – welche Ein- und Ausschlüsse werden produziert?
• Welche Bedeutung kommt feministischem Geschichtsbewusstsein im Rahmen feministischer Aktivismen zu und was könnte dessen Inhalt und Form sein?
• Wie perspektivieren sich aktuelle identitätspolitisch agierende Zusammenschlüsse historisch im Blick auf Zukunft?
• Wie hängen Identität, Geschlecht und Erinnern zusammen?
• Welche Position nimmt Wissenschaft in Erinnerungspolitiken zwischen Bewegung, Erfahrung und Gesellschaft ein?
• Bräuchten Feminismen im kulturellen Gedächtnis eigene Zeitkonzeptionen?
Gebeten wird um die Einreichung eines ein- bis zweiseitigen Abstracts bis zum 26. Juni 2022. Beiträge aus dem nicht-deutschsprachigen Ausland können gern auch auf Englisch eingereicht werden. Bitte senden Sie Ihren Vorschlag als Word-Datei an manuskripte@gender-zeitschrift.de (Betreff: Schwerpunkt „Frauenbewegungen und Feminismen“). Die Einladung zur Beitragseinreichung erfolgt im Falle einer positiven Einschätzung bis zum 10. Juli 2022. Der Abgabetermin des fertigen Beitrags im Umfang von max. 50.000 Zeichen inkl. leer (Dokument mit allen zusätzlichen Angaben wie Zusammenfassungen, Fußnoten, Literaturverzeichnis und Angaben zur Person) ist der 12. Dezember 2022.
Weiter Informationen hier.
Informationen zur Zeitschrift hier.