Freitag, 14. November 2025, 14:00 – 17:15 Uhr
In den letzten Jahren rückte die Mittelalterforschung stärker Frauen als handelnde Personen ins Zentrum, besonders adlige Frauen und ihre Handlungsspielräume. Für die römisch-deutsche Königin bleibt Amalie Fößels Habilitation (2000) wichtig. Zu den sogenannten Erbtöchtern – Töchter als einzige Erben eines Herrschers – klafft jedoch eine Forschungslücke in der Landesgeschichte. Obwohl Fälle wie Mathilde von Canossa oder Eleonore von Aquitanien bekannt sind, wird weibliche Erbfolge in der Verfassungsgeschichte oft ausgeblendet. Die Zoom-Tagung beleuchtet die Rolle hochadliger Erbinnen, ihre Handlungsmöglichkeiten und methodische Zugänge und zeigt, dass Erbtöchter kein Ausnahmephänomen waren.
Für die Erforschung der Erbfolgeregelungen in der mittelalterlichen Verfassungsgeschichte sind Begriffe wie „Mannesstamm“ oder „nächster Agnat“ zentral. Die weibliche Erbfolge wird jedoch häufig ausgeklammert. Und das, obwohl diese Erbtöchter einen wichtigen Beitrag zum Erhalt sozialer und politischer Ordnungen eines regionalen Gefüges leisteten. Mit „Erbtochter“ ist dahingehend nicht einfach eine erbfähige Tochter unter vielen Geschwistern gemeint, sondern die Tochter als einziges erbfähiges Kind eines Herrschers. Fälle wie die Markgräfin Mathilde von Canossa und die Königin Eleonore von Aquitanien sind hinlänglich bekannt. Im nordalpinen Reich hingegen herrscht dahingehend eine Forschungslücke innerhalb der Landesgeschichte. Dies überrascht umso mehr, bedenkt man die Häufung von weiblicher Erbfolge im gesamten Hoch- und Spätmittelalter.
Die Zoom-Tagung bietet einen Einblick in die Rolle und Bedeutung der hochadligen Frau als Erbin, ihre Handlungsmöglichkeiten, die Anforderungen des männlich geprägten Umfeldes an sie sowie die methodische Erforschung dieses Nischenthemas. Es soll so gezeigt werden, dass Mathilde von Canossa oder Eleonore von Aquitanien keine Ausnahmegestalten ihrer Zeit darstellten, sondern dass Erbtöchter durchaus präsent in der Gesellschaft des Mittelalters waren.
Programm
14:00: Jochen Johrendt (Wuppertal): Begrüßung
14:05: Mike Richartz (Luxemburg): Gräfin Ermesinde von Luxemburg (1186-1247)
14:35: Vera Dinslage (Wuppertal): Adelheid von Berg? Wie man eine Erbtochter erforscht(e)
15:05: Teresa Steffanino (Basel): Der weibliche Körper als locus des Erbens: Mutterschaft und ihr Fehlen im hochmittelalterlichen Südwesteuropas
15:35: Breakoutsessions
14:45: Clemens Regenbogen (Stuttgart): Weibliche Erbfolge in der hochmittelalterlichen Grafschaft Burgund (Mitte 12. bis Mitte 13. Jahrhundert)
16:15: Viola Pappon (Wuppertal): Irmgard von Berg – Die erste Bergische Comitissa
16:45: Felix Schulz (Innsbruck): Jakobäa von Bayern (1401-1436)
Kontakt
Anmeldungen und Zoom-Link über viola.pappon@uni-wuppertal.de.