Hajra Dorow / 1965

 „Für mich ist die multikulturelle Gesellschaft etwas Wunderschönes.“

Erinnerungen an ihre Kindheit in Kakanj1 in Bosnien-Herzegowina zaubern Hajra Dorow ein Lächeln ins Gesicht. Sie schwärmt vom Leben in einer Nachbarschaft mit vielen Kindern, in denen das Zusammenleben von Menschen unterschiedlicher Herkunft und verschiedener Religionen eine Selbstverständlichkeit war.

Um dies zu beschreiben, greift die 57-Jährige an ihrem Küchentisch in Bottrop zu Stift und Papier. Damit zeichnet sie „ihre“ Etage des Hauses, in dem sie aufgewachsen ist: Ein Quadrat mit einer Treppe an einer der Querseiten. Rechts der Treppe wohnte eine serbische, orthodoxe Familie mit zwei Kindern, daneben ein katholisches Paar aus Slowenien. In der nächsten Wohnung wuchs sie mit ihrem Bruder und der Mutter auf, der muslimischen Religion angehörend, aber atheistisch erzogen. Links der Treppe schließlich lebte eine Familie aus Österreich, die katholisch war.2

Multikulturelle Hausgemeinschaften

„In jeder der vier Etagen unseres Hauses gab es so eine Mischung. Ob es tiefreligiöse Orthodoxe waren oder genauso strenggläubige Katholiken; Moslems, die ihre eigenen Feste feierten – die Türen waren alle immer offen. Ich meine, nicht nur nicht abgeschlossen, sondern sie standen wirklich offen! Wenn ich etwas wollte, bin ich einfach direkt zu Tetta Elizabetha oder Tetta Rosalia in die Wohnung gelaufen“, erzählt Hajra Dorow. In drei baugleichen Häusern wohnten rund 60 Kinder, die zusammen spielten und zwischen deren Eltern ebenfalls Freundschaften bestanden. „Wenn Orthodoxe einen Feiertag hatten, gab es immer Spanferkel. Das habe ich geliebt, es war mein Lieblingsessen. Oder Griebenschmalz mit Zwiebeln und frischem Brot, auch sehr lecker!“, schwärmt Hajra und ihre Augen beginnen zu leuchten. „An unseren Feiertagen, zum Beispiel Ramadan, hat meine Mutter aus Tradition Kuchen gebacken, eine Tafel vorbereitet und die Leute zu uns eingeladen. So war das!“ Hajra legt den Stift aus der Hand und erzählt, diese Offenheit anderen Kulturen gegenüber habe sie geprägt. Eine Vielfalt, die sich auch in der Stadtgesellschaft von Kakanj widerspiegelte und die Daten aus der Volkszählung 1991 belegen: Von den 55.857 Menschen, waren 55 Prozent Muslime, 30 Prozent Kroaten, 9 Prozent Serben, 4 Prozent Jugowslawen und 2 Prozent „andere“. Der Stadtkern hatte damals 12 016 Einwohner.3 Im direkten Umfeld von Hajras Zuhause war diese Vielfalt deutlich sichtbar: Vor ihrer Haustür stand eine orthodoxe Kirche. 800 m weiter im Stadtkern lebten vor allem die kroatisch-katholischen Familien rund um ein altes Franziskanerkloster herum. Nur 200 m entfernt davon steht noch heute die älteste Holzmoschee in Bosnien. Während Hajras Kindheit wäre es jedenfalls unvorstellbar gewesen, dass die Nachbarn Jahre später zu Todfeinden werden könnten.

Beim Grubenunglück starb der Vater

Dieses gute Leben, an das Hajra sich so gerne erinnert, begann unter schwierigen Bedingungen: Sie wurde am 1. Juni 1965 als zweites Kind der Familie Alajbegović im Dorf Donji-Kakanj geboren, rund 50 km von der Hauptstadt Sarajevo entfernt. Nur wenige Tage später, am 7. Juni, ereignete sich in der Stadt Kakanj ein furchtbares Grubenunglück. Hajras Vater war einer der 128 Bergleute, die dabei ums Leben kamen. Nun lebte ihre Mutter mit ihrem zweieinhalbjährigen Sohn Almas und ihrer neugeborenen Tochter Hajra bei den Schwiegereltern, bis sie 1972 nach Kakanj zogen.
Nach der Bergbaukatastrophe hatte sich ein Verein gegründet, der die Witwen und mehr als 400 Kinder mit praktischen Hilfen und finanziell unterstützte. Hajras Mutter setzte sich hierbei aktiv für den Schutz der Witwen ein und begegnete auch hier Frauen aus verschiedenen Kulturen, denen sie ohne Ansehen ihrer Herkunft half. Für die Kinder ergab sich aus der finanziellen Unterstützung die Pflicht, Schule und Ausbildung zu absolvieren. Die Kosten für die Ausbildung wurden mit Erreichen eines Abschlusses annulliert. „Falls wir den nicht schafften, hätte unsere Mutter bezahlen müssen. Auch mit einer neuen Heirat hätte sie alle Ansprüche für sich und uns verloren. Sie blieb bis an ihr Lebensende Witwe“, zählt Hajra die Bedingungen und Konsequenzen der Unterstützung auf, die ihr eine gute Bildung ermöglichte. Nach der 8. Klasse wurden die Kinder aufgrund von IQ-Tests auf weiterführende Schulen, meist Internate, in ganz Bosnien-Herzegowina verteilt. Ihr Bruder lernte Elektrotechnik im 300 km entfernten Mostar und arbeitete später im dortigen Elektrizitätswerk. Da dies später auch kriegswichtig war, wurde er zum Glück nicht eingezogen. Er arbeitet noch heute dort. Hajra kam mit 15 Jahren in ein Internat in Sarajewo, machte eine Ausbildung zur Sekretärin und bekam eine gute Stelle als Chefsekretärin des Bergbaudirektors. In dieser glücklichen Zeit entwickelte sie sich auch zur erfolgreichen Sportschützin. Doch als sie 27 Jahre alt war, änderte sich mit dem Jugoslawienkrieg alles.

Nachbarn wurden zu Feinden

Im April 1992 begann der Bosnienkrieg mit der Belagerung der Hauptstadt durch die Jugoslawische Volksarmee und der serbischen Territorialverteidigung. Zuvor hatte die Europäische Gemeinschaft die Unabhängigkeit Bosniens und Herzegowinas anerkannt. Während große Teile der serbischen Bevölkerung in der jugoslawischen Föderation bleiben wollten und einen engen Verbund mit Serbien anstrebten, gab es insbesondere bei den Bosniaken den Wunsch, einen eigenen unabhängigen Staat zu bilden. Der Krieg sollte bis zum Dezember 1995 dauern, mehr als 100. 000 Tote fordern und über zwei Millionen Menschen in die Flucht treiben. Er reihte sich ein in mehrere Kriege, die den gewaltsamen Staatszerfall Jugoslawiens prägten und gilt als der grausamste Krieg in Europa seit dem Zweiten Weltkrieg.4 Innerhalb weniger Wochen veränderte sich der Alltag auch in Kakanj völlig. Bereits im Sommer 1992 litten die Menschen unter Hunger, gegenseitiger Verfolgung, Gewalt und Tod. „Die Propaganda gegen die jeweiligen Religionen war so stark, dass Nachbarn zu Feinden und Stadtgebiete aufgeteilt wurden. Die Mischung der Bevölkerung hatte ein Ende“, bedauert Hajra.

Ausgehend vom Stadtkern begann die Vertreibung der muslimischen Bevölkerung. Obwohl alle zuvor friedlich zusammengelebt hatten, zogen nun paramilitärische Organisationen durch die Straßen, bedrohten die Leute und töteten sie. Auch Hajra wurde von einem früheren Arbeitskollegen mit der Waffe bedroht, als sie ihm auf der Suche nach Lebensmitteln an einem Kontrollpunkt begegnete. Nur weil er sie erkannte, habe er sie nicht erschossen, vermutet Hajra.

Angst wirbelt durch ihren Kopf

Im Bergwerk gab es für sie nichts mehr zu tun. Deshalb schloss sie sich dem Roten Kreuz an, verteilte Lebensmittel und Bedarfsmaterial. In den Augen der Menschen begegnete ihr Angst, große Angst. Aus ihrem Wohnzimmerfenster sah sie ihre drei Cousins in den Krieg ziehen, erfuhr von furchtbaren Vergewaltigungen. Hajra entschied sich zur Flucht, in der Hoffnung, ihre Mutter und ihren Bruder nachholen zu können.

„Wenn ich an die Zeit zurückdenke, dann geht ein Wirbel durch meinen Kopf. Aus der Angst um mein Leben entwickelte sich die starke Triebkraft zu fliehen und mich zu retten. Umgekehrt hatte ich Angst, meine Mutter und meinen Bruder zu verlassen, nicht zu wissen, was aus ihnen wird. Und schließlich die Angst, allein loszugehen durch ein Kriegsgebiet. Ich bin in die totale Ungewissheit aufgebrochen“, beschreibt Hajra Dorow ihre Gefühle.

Am 27. Juli 1992 bestieg sie mit vielen anderen Frauen und Kindern einen organisierten Bus, in der Tasche einen Passagierschein mit der Erlaubnis, die Kampfgebiete zu durchqueren. Die Flucht ging Richtung Kroatien, doch das Land war nicht mehr offen für alle Flüchtlinge. Nur Christen hatten noch eine Chance, Muslime waren nicht mehr willkommen. Und so geriet Hajra an der Grenze zu Kroatien in eine gefährliche Situation. Muslime wurden aus dem Bus geworfen. Bis heute kann sie sich nicht erklären, weshalb sie und zwei weitere muslimische Frauen mit ihren Kindern im Bus bleiben durften.

Fliehen, aber wohin?

Dass Hajra entschied, nach Deutschland zu fliehen, lag an Verwandten und einer Freundin, die in Deutschland lebten und die sie früher bereits besucht hatte. „Ich empfand Deutschland immer als Wunderland, ein Land, in dem ich gerne leben würde. Die Sprache fand ich toll und hatte sie nach der Schule in einem Volkshochschulkurs auch schon ein wenig gelernt.“
Aber ihre Verwandten und Freunde konnten sie nicht aufnehmen. Nach einer lebensgefährlichen und abenteuerlichen Flucht landete Hajra schließlich in der zentralen Aufnahmestelle in Münster. „Ab da war mein Leben dem Zufall überlassen. Es war eine schwierige Situation, denn ich war schwer magenkrank und dadurch abgemagert. Natürlich kannte ich auch niemanden. Der erste Schock war, als ich erfuhr, dass in der vorherigen Nacht eine Frau vergewaltigt worden war, und dass man die Zimmertüren nicht verschließen konnte. In unserem Zimmer haben wir einen Stuhl unter die Türklinke geschoben“, erinnert sich Hajra.
Schließlich wurde Hajra nach Bottrop zugewiesen. Zusammen mit einer Familie aus dem Kosovo wurde sie vor dem Sozialamt abgesetzt und kam schließlich in einer Sammelunterkunft mit vielen Nationen an der Horster Straße unter. Dort lebte sie sozusagen in einer 1-Zimmer-Mädchen-WG mit zwei Frauen, eine aus dem Kosovo und eine aus der Türkei.

Sprachkenntnisse öffnen Türen

Ihre deutschen Sprachkenntnisse waren zu dieser Zeit noch rudimentär, aber sie öffneten Hajra viele Türen. Hajra bemühte sich, anderen Geflüchteten zu helfen und bei Behördenterminen zu übersetzen. So wurde sie immer häufiger von der Polizei als Dolmetscherin angefordert und bekam schließlich eine erste Stelle im Sozialamt für gemeinnützige Arbeit und 1,50 DM in der Stunde. „Es war eine herausfordernde Arbeit, der ich versuchte, mit meinem ,Indianerdeutsch‘ gerecht zu werden. Ich hatte auch Angst, ob ich richtig übersetze, aber letztendlich war es die beste Art, Deutsch zu lernen“, stellt Hajra im Rückblick fest.

Wie ehemaligen (?) Feinden begegnen?

Einmal wurde sie zu Beginn ihrer Zeit in Bottrop vom Sozialamt zur Registrierung einer Familie aus Bosnien bestellt. Bei der Aufnahme persönlicher Daten stellte sich heraus, der Mann stammte aus dem christlich geprägten Klosterviertel in Kakanj. In ihrer impulsiven Art zeigte Hajra ihre Freude, wieder jemanden aus der Heimat zu treffen: „Schön, dass Du da bist, ich komme auch aus Kakaj!“, begrüßte sie ihn. Der Mann fragte nach ihrem Namen und als er den muslimischen Frauennamen „Hajra“ hörte, zuckte er zurück, die Atmosphäre im Raum kühlte ab. „Da bin ich auf ihn zugegangen, habe gesagt: ,Hab keine Angst, ich bin neutral. Lass Dich nicht von meinem Namen beirren! Wir sind vielleicht zuhause verfeindet, aber alle, die hier sind, haben einen Grund zur Flucht gehabt. Wir sind jetzt aufeinander angewiesen, uns gegenseitig zu helfen. Ich will Dir helfen!‘“, berichtet Hajra.

Wie geht man mit Menschen aus dem verfeindeten Lager um, die man noch während des Krieges oder in den Jahren danach kennenlernt? Auch 27 Jahre nach Ende des Krieges ist es noch immer ein vorsichtiges Abchecken, wenn jemand seine bosnische Herkunft bekennt: Zu welchem Lager gehörst du? Wie gehen wir miteinander um? „Oft malt sich Vorsicht ins Gesicht, wenn jemand entdeckt, dass sein Gegenüber zur ehemals verfeindeten Gruppe gehört“, erzählt Hajra Dorow. Sie hat für sich eine Strategie entwickelt: „Ich gebe der Person eine Chance, damit ich erkennen kann, ob diese explizite Person gute Werte mit sich bringt. Es gibt Menschen, die schlechte Taten tun, die bereuen und sich wieder ändern.“

Auch in Deutschland nicht sicher?

Das Gefühl, in Sicherheit zu sein, verflog bereits ein Jahr später im Juni 1993. Die Bottroper Polizei warnte, man habe verdächtige Bewegungen vor ihrer Flüchtlingsunterkunft beobachtet. Dies war kurze Zeit nach dem rechtsextremistischen Mordanschlag auf das Haus der türkischen Familie Genç in Solingen, bei der fünf Personen ums Leben kamen. „Da haben wir Flüchtlinge mit dem Trauma leben müssen, auch in Deutschland zu Opfer werden zu können. Das war ungeheuerlich für mich. Ich entschied, nach Bosnien zurückzukehren, wollte lieber im Krieg sterben, als hier ein ,No-Name-Opfer‘ von Rechtsradikalen zu werden“, schildert die Bosnierin ihre damalige Einstellung. Bis dahin hatte sie noch keinen Kontakt zu ihrer Familie gehabt, wusste nicht, ob ihre Mutter und ihr Bruder noch leben, denn Bosnien war von der Welt abgeschnitten. Als es im Juli 1993 humanitären Organisationen gelang, Telefonverbindungen herzustellen, konnte sie ihrer Mutter ein Jahr nach der Flucht endlich ein Lebenszeichen geben.

Bei der geplanten Rückreise sollte ihr Uwe Dorow helfen, ein Kollege aus der Volkshochschule, in dessen Büro sie zwischenzeitlich arbeitete. Doch eine Rückkehr nach Bosnien war wegen des Krieges nicht möglich, Asyl in Deutschland aber auch nicht leicht zu erreichen. Der Antrag wurde abgelehnt, eine Klage dagegen führte zu einer Duldung. Da hatte sie sich längst in Uwe verliebt. Mit ihm gründete sie später eine Familie. 1996 kam ihr Sohn und 1998 ihre Tochter zur Welt.

Hajra beschreibt sich als eine Macherin, als Anpackerin. Ihr Schulabschluss wurde auf den Realschulabschluss herabgestuft, ihre Ausbildung zur Sekretärin nicht anerkannt. Aber sie biss sich durch, machte sich einen Namen als versierte und zuverlässige Frau. Man bot ihr immer neue Herausforderungen an. Nach der Erziehungszeit arbeitete sie viele Jahre in der Bildungs- und Teilhabebetreuung der AWO und heute in der Offenen-Ganztagsbetreuung der Fichteschule.

Besuche in Bosnien

Die Sommerurlaube bis zur Corona-Pandemie verbrachte die Familie Dorow in Hajras Heimat. Nach ihrer Heirat im Frühjahr 1996 reisten Uwe und Hajra zum ersten Mal nach dem Krieg dorthin. Bei der Erinnerung daran wird Hajras Stimme ganz leise: „Es war ein Schock, die Kriegsschäden zu sehen, die Gräber, zu erfahren, wer nicht mehr da ist, wer geflohen ist.“ Über die Jahre pflegt Hajra den Kontakt zu ihren Angehörigen in Bosnien. Die räumliche Trennung und die unterschiedlichen Lebensverhältnisse in den beiden Ländern sind für die familiären Beziehungen allerdings manchmal eine Herausforderung. Diese Erfahrung teilt sie wohl mit den meisten Menschen, die über Länder- und Kulturgrenzen hinweg migrieren. Besonders bitter war für Hajra, dass sie nicht bei ihrer geliebten Mutter sein konnte, als diese nach einer Infektion mit dem Coronavirus starb.

Geprägt durch Flucht und Neubeginn

Sie empfindet eine starke Prägung durch die Flucht und den erzwungenen Neubeginn in Deutschland. Daher gibt es Werte, die sie selbst vermitteln möchte. „Menschen, die Leid, Krieg oder einen anderen Schicksalsschlag erlitten haben, wissen viele Dinge zu relativieren. Sie haben eine ganz andere Wertschätzung für das Leben und für die Freiheit, so zu leben, wie man möchte. Sie ist für mich das Größte, was man haben kann. Dies Menschen zu vermitteln, denen noch nie die Freiheit entzogen wurde, ist sehr schwierig. Dabei erweitert das freiheitliche, multikulturelle Zusammenleben den Horizont. Man geht ganz anders miteinander um. Für mich ist die multikulturelle Gesellschaft etwas Wunderschönes,“ fasst Hajra ihre Grundanschauung zusammen.

Politisches Engagement für die Integration

So ist es wohl folgerichtig, dass die Bosnierin mit dieser Einstellung in der Kommunalpolitik aktiv ist. Als Vertreterin der SPD sitzt sie im Stadtrat und wurde vor zwei Jahren zur Vorsitzenden des Integrationsausschusses gewählt. Sie arbeitete mit daran, dass sich die Stadt Bottrop zum „Sicheren Hafen“ für Geflüchtete erklärt und unterstützt die Aufnahme der Geflüchteten aus der Ukraine. Ihr Zielt ist, dass in den Bereich Kultur, Bildung und in der Stadtverwaltung Strukturen bestehen, in denen internationale Herkunftsgeschichten nicht im Vordergrund stehen. Sie beschreibt es als mühsamen Weg, Völkerhass und Ausgrenzung zwischen den Kulturen zu überwinden, nicht nach „Ihr“ und „Wir“ zu trennen. „Viele Probleme entstehen durch Vorurteile. Und diese basieren meistens auf Angst. Wir Menschen mit Migrationshistorie leben immer unter dem Druck, uns zu beweisen, zu signalisieren, dass wir keine negativen Leute sind. Ich möchte, dass wir das Beste versuchen, um friedlich miteinander in Bottrop zu leben!“, ist Hajra Dorow politisches Statement.5

Gerburgis Sommer / Angekommen in Recklinghausen/Gelsenkirchen/Bottrop – Migrationsgeschichten aus vier Generationen

  1. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kakanj [abgerufen am 1.12.2022]
  2. Hajra Dorow ist eine von 60 Interviewpartner:innen aus 45 Ländern, im Alter zwischen 11 und 90 Jahren, die im Projekt „Angekommen in Recklinghausen/Gelsenkirchen/Bottrop – Migrationsgeschichten aus vier Generationen von ihren Erfahrungen des Ankommens im Ruhrgebiet erzählt. Das Projekt des Bildungsträgers RE/init e.V. wurde gefördert durch das Bundesministerium des Innern und für Heimat.
  3. Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/Kakanj#Geschichte [aufgerufen am 1.12.2022].
  4. Zum Bosnienkrieg siehe https://www.kinderweltreise.de/kontinente/europa/bosnien-und-herzegowina/daten-fakten/geschichte-politik/geschichte-2/ und Bundeszentrale für Politische Bildung, Vor 30 Jahren: Beginn des Bosnien-Krieges, 05.04.2022, https://www.bpb.de/kurz-knapp/hintergrund-aktuell/506976/vor-30-jahren-beginn-des-bosnienkriegs/  [beide aufgerufen am 1.12.2022]
  5. Ein Buchtipp von Hajra Dorow: Rabrenoviç, Danko, Der Balkanizer: Ein Jugo in Deutschland, Köln 2015
Orte:

Donji-Kakanj// Kakanj // Münster // Bottrop

Zitation: Sommer, Gerburgis , Hajra Dorow, Version 1.0, in: frauen/ruhr/geschichte, https://www.frauenruhrgeschichte.de/biografien/hajra-dorow/

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